„Bergretter“ Sebastian Ströbel: Übernachtung im Notbiwak bei minus 25 Grad
Von der Zugspitze bis zu den Drei Zinnen: Der „Bergretter“ Sebastian Ströbel wagt sich für eine ZDF-Doku hoch hinaus und kommt dabei an seine körperlichen Grenzen.
Ein Artikel von TV Digital Reporterin Melanie Koch
Mit ein wenig Anlauf springt er über den Felsrand. An einem Seil gesichert hängt Sebastian Ströbel nun in der Gletscherspalte im österreichischen Taschachferner. Um ihn herum Eis, Schnee – und totale Stille. Für einen Moment spürt der Schauspieler, wie hilflos sich Menschen fühlen, die hier versehentlich hinabstürzen. Ein Glück: Für Ströbel ist es nur eine Simulation, er verlässt den Gletscher unbeschadet. Immer höher, immer weiter: In der neuen, zweiteiligen „Terra X“-Doku „Meine Alpen“ (Mi, 20. Dezember, 20.15 Uhr) testet Sebastian Ströbel im Gebirge seine eigenen Grenzen aus. In vier Etappen geht es für den 46-Jährigen über die Alpen – von der Zugspitze bis zu den Drei Zinnen in Italien.
Für den Star der ZDF-Serie „Die Bergretter“ ein Herzensprojekt, wie er verrät: „Eine Alpenhochtour wollte ich schon lange mal machen. Deshalb ist mit dieser Reise ein Traum für mich in Erfüllung gegangen“, sagt Ströbel. „Wir wollen in der Doku erfahren, wie die Berge das Leben der Menschen beeinflussen – und andersherum.“ Körperliche Grenzerfahrung Vom Südtiroler Schafhirten, der seine Tiere über die bewaldeten Hänge ins Ötztal treibt, bis zum Mumienforscher, der auf den Spuren des Ötzi unterwegs ist: Auf seinen Touren begegnet Ströbel vielen Einheimischen, die täglich in und mit den Alpen leben. Mehr noch: Auch körperlich wird der Schauspieler unterwegs immer wieder vor Herausforderungen gestellt.
Gemeinsam mit Polarexperte Hans Hanold wandert Ströbel beispielsweise zum österreichischen Dachstein, auf 2995 Metern Höhe. Bei Temperaturen um die minus 25 Grad und heftigen Winden mit Geschwindigkeiten bis zu 60 Stundenkilometern verbringen die beiden eine Nacht am Berg – ohne Schlafsack und Zelt. „Wir haben in einem Notbiwak übernachtet, im Grunde eine kleine Höhle im Eis“, berichtet der Schauspieler. „Ich bin durch die Dreharbeiten für ‚Die Bergretter‘ zwar durchgehend fit, aber die klirrende Kälte dort hat meinem Körper deutlich gezeigt, wo seine Belastungsgrenze liegt.“ Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher: Auch in den Alpen bleibt der Klimawandel nicht ohne Konsequenzen. „Wir merken bei unseren Dreharbeiten am Dachstein Jahr für Jahr, dass das Wetter unberechenbarer wird“, so Ströbel. Dazu kommt: „Das Auftauen des Permafrostbodens sorgt für Überschwemmungen, das Gestein wird porös und bröckelig.“
Eine Beobachtung, die sich auch beim Aufstieg zur Wildspitze, dem mit 3768 Metern zweithöchsten Berg Österreichs, bestätigt: „Gletscher gehen zurück, Felsstürze bedrohen das nahe gelegene Taschachtal.“ Sowohl Mensch als auch Tier haben unter dieser Entwicklung zu leiden. Forschern zufolge sollen beispielsweise Steinböcke bei über 20 Grad unter Hitzestress geraten. „Gemeinsam mit einer Wildhüterin durfte ich eine Steinbockfalle bauen, um den Tieren ein GPS-Halsband anzulegen“, sagt der Schauspieler. Auf diese Weise soll getestet werden, inwieweit die Tiere sich an die steigenden Temperaturen anpassen können. „Wenn man diese Entwicklung in den Bergen hautnah mitbekommt, wird einem die eigene Verantwortung besonders bewusst“, sagt Sebastian Ströbel. „Wir müssen alles tun, um dieses Erbe für künftige Generationen zu bewahren.“